Absolventen von Elite-Unis leisten mehr – aber nur ein klitzekleines bisschen

Gute Nachricht für alle, für die es nicht zum Studium nach Harvard oder ans MIT gereicht hat: Deren Absolventen kochen auch nur mit Wasser. Das spricht sich hoffentlich auch bei Personalern rum.

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Hochschulforscher aus verschiedenen internationalen Hochschulen haben jüngst untersucht, ob und inwieweit Abgänger von Top-Universitäten tatsächlich bessere Leistungen im Job bringen oder nicht. Dafür haben sie basierend auf einem anerkannten weltweiten Hochschulranking, das mehrere zehntausend Unis führt, etwa 300 Unis aller Güteklassen herausgepickt und rund 28.000 Absolventen von dort über zwei Monate im Beruf beobachtet. Wie performen sie? Welche quantitativen Ergebnisse erzielen sie? Wie kommen sie im Team zurecht und wie kreativ sind sie?

Top-Hochschulen machen im Job nur marginal besser
Das Ergebnis: Absolventen von Elite-Unis erzielten tatsächlich bessere Leistungen im Job – aber nur marginal: Um 1,9 Prozent besser pro 1.000 Rankingpositionen. Gemittelt über alle Rankingpositionen ergibt sich zwar ein Performance-Vorteil von 19 Prozent – heißt: der Absolvent einer weltweiten Top-Ten-Uni ist um 19 Prozent „besser“ als einer von einer mittel-gerankten Hochschule – aber das klingt nur nach sehr viel. Denn zwischen diesen Hochschulen liegen gut einige tausend Rankingpositionen und im Recruitingalltag stammen Bewerber in der Regel aus dichter beieinander gerankten Hochschulen. Deshalb, so schreiben die Forscher in einem Beitrag in der Harvard Business Review, sind die 1,9 Prozent – oder sogar noch weniger – in der Praxis viel relevanter.

Rahmenbedingungen an Elite-Unis sind besser
Als Begründung für den leichten Vorsprung fanden die Forscher mehrere Punkte: Zum einen können Elite-Unis sich die „besten“ Kandidaten herausfischen, zum anderen verfügen sie über mehr Budget und Know-how sowie bessere Dozenten, Lehrbedingungen und Ausstattung, um ihre Studierenden auszubilden.

Motivation kommt aus der Persönlichkeit
Aber eben, so die Forscher, nur mit einem geringeren Effekt als man erwarten sollte. Und auch nicht in allen Bereichen: So machte es zum Beispiel in Sachen Motivation und Arbeitseinsatz keinen Unterschied, ob ein Kandidat von einer Elite-Uni oder einer weit hinten gerankten Hochschule kam. Das scheint, so stellen die Forscher fest, eher eine Frage der individuellen Persönlichkeit zu sein.

Elite-Absolventen sind nicht so sozial-kompatibel
Zudem beobachteten die Forscher, dass Elite-Absolventen bei der Arbeit dazu tendierten, sich auf Instrumente und Methoden zu konzentrieren und dabei wichtige Faktoren wie Teamdynamiken und zwischenmenschliche Beziehungen zu vernachlässigen.

Nicht das Maximum anstreben, sondern das Optimum
Die Forscher schließen, dass die Investition in den Absolventen einer Top-Uni gut überlegt sein will, weil sich der Gehaltsunterschied nicht per se rechnet. Sie empfehlen Arbeitgebern, lieber nach dem „richtigen“ Studenten egal welcher Hochschule zu suchen als nach einem x-Beliebigen von einer besser platzierten Uni.

Jobguide-Tipp: Dieses Forschungsergebnis ist zwar im Wesentlichen für Personaler und einstellende Führungskräfte interessant, macht aber auch Bewerbern durchschnittlicher Hochschulen Mut. Sie müssen im Bewerbungsprozess und im Job ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Die Konkurrenz von der Top-Uni kocht eben auch nur mit Wasser. Und auf der anderen Seite sollten sich Absolventen der Elite-Unis immer bewusst machen, dass die Kollegen auch nicht schlechter sind. 

Quelle:Harvard Business Review