Bewerbung: Kreativ oder klassisch?

Wer auffällt, bekommt den Job? Nicht unbedingt, sagt Katharina Hain von der Personalberatung Hays. Am Ende zählt der Inhalt und nicht die Verpackung.

Bewerbungsvideo statt Anschreiben? Flyer statt Lebenslauf? Um die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen und den Traumjob zu ergattern, lässt sich so mancher Bewerber ganz schön was einfallen. Aber Vorsicht: "Nicht jede Form ist für jedes Unternehmen, jeden Anlass und auch jede Person gleichermaßen geeignet", schreibt die Personalexpertin Katharina Hain im Blog der Personalberatung Hays.

Kreative Formate als Ergänzung

Wenn jemand schon sehr viele Absagen kassiert habe, liege es vermutlich nicht allein daran, dass Personaler die Bewerbungsunterlagen schlichtweg zu langweilig finden. Eher seien fehlende Qualifikationen oder eine unpassende Bewerbungsstrategie der Grund. Als Ergänzung des klassischen Anschreibens oder für bestimmte Bewerbungsanlässe, beispielsweise auf einer Jobmesse, können kreative Formate aber dazu beitragen, dass eine Bewerbung positiv auffällt und in Erinnerung bleibt. In ihrem Blog-Beitrag hat Hain ein paar nützliche Anregungen zusammengestellt.

Mit dem Bewerbungsflyer zur Jobmesse

Auf Jobmessen oder bei Netzwerk-Events geht es etwas lockerer zu – ein optisch ansprechender Flyer kann dort eine sinnvolle Alternative zur klassischen Bewerbungsmappe sein. Die Kurzbewerbung sollte auf jeden Fall ein Foto sowie die relevanten Punkte zur Person enthalten und auf eine DINA4-Seite passen, empfiehlt Hain. Weil Flyer beidseitig beschriftet und gefaltet sind, sollte man sie nur ausgedruckt in Papierform verwenden – im Blog findet sich sogar ein Muster.

Guerilla-Taktik: Plakatwerbung in eigener Sache

Mit einer ungewöhnlichen, überraschenden Idee die Aufmerksamkeit auf sich lenken - eine Idee, die im Zeitalter von Social Media als Guerilla-Marketing bekannt geworden ist und gelegentlich auch als kreative Bewerbungsmethode genutzt wird. Das Spektrum reicht von der selbstgebackenen Bewerbung in Keksform bis zum meterhohen Straßenplakat. "Ich habe meine letzten 500 Dollar für dieses Plakat ausgegeben - bitte gebt mir einen Job", schrieb beispielsweise vor einigen Jahren der Londoner Absolvent Adam Pacitti auf ein Plakat, das auf seine Bewerbungswebsite verwies. Der junge Medienprofi fand schnell einen Job in der Medienbranche, doch eine Garantie auf ein Vorstellungsgespräch sei eine Guerilla-Bewerbung laut Katharina Hain deshalb noch lange nicht. "Der Inhalt muss überzeugend sein, nicht nur die Verpackung", schreibt sie und warnt davor, einfach eine coole Idee aus dem Netz zu kopieren. Vielmehr müsse die gewählte Taktik zur eigenen Person, zum zukünftigen Job und dem Zielunternehmen passen. "Authentizität ist ein wichtiger Faktor im gesamten Bewerbungsprozess", so die Expertin.

Bewerbungsvideo: Bitte nicht wackeln

Remote Bewerbungen und damit auch Videos sind zwar auf dem Vormarsch und werden zunehmend als Alternative zum Anschreiben akzeptiert, dennoch sollte man sich vorher informieren, welche Unterlagen das Wunschunternehmen erwartet, rät Hain. Nicht jeder Recruiter hat Zeit und Lust, sich unzählige Amateur-Videos anzuschauen. Wird ein Kurzvideo akzeptiert oder sogar gewünscht, gelte es, ein paar handwerkliche und inhaltliche Grundregeln zu beachten. Schlechte Bild- und Tonqualität oder wackelige Kameraführung sind tabu, die Kernbotschaft sollte in maximal 90 Sekunden rüberkommen. Wer sich vor der Kamera nicht wohlfühle, solle besser auf ein Bewerbungsvideo verzichten, findet Hain.

Kreatives Storytelling: Optimal für Quereinsteiger

Nicht jede Karriere verläuft gradlinig. Quer- oder Wiedereinsteiger dürfen in Anschreiben oder Lebenslauf deshalb gerne ihre Persönlichkeit oder wichtige Softskills auf kreative, überzeugende Weise in den Mittelpunkt stellen. Als Ansatzpunkte für das persönliche Storytelling nennt Katharina Hain Leitfragen wie: Warum ist der Berufsweg nicht gradlinig verlaufen? Warum habe ich eine bestimmte Entscheidung getroffen – oder auch nicht? Wie haben sich Herausforderungen und Entscheidungen auf die Persönlichkeit ausgewirkt – was habe ich daraus gelernt? Was bewegt mich nun, den nächsten Schritt zu gehen? Warum genau in diesem Unternehmen? "Auch wenn es Ihre Geschichte ist, einen Bezug zum zukünftigen Job sollte sie durchaus haben ", schreibt Hain. Optimal sei ein spannender Einstiegssatz und bitte nicht mehr als eine Seite!

Absage ist nicht gleich Absage 

Kreativbewerbungen sind kein Allheilmittel. Wer viele Absagen bekommt, solle seinen bisherigen Bewerbungsprozess analysieren, rät Katharina Hain: "Absagen direkt auf Ihre Bewerbungsunterlagen können unterschiedlich begründet sein", sagt sie. Entweder man besitze nicht die gefragten fachlichen Qualifikationen oder habe diese vielleicht nicht vorteilhaft genug dargestellt. Auch kleine „Formfehler“ oder fehlende Standards können Schuld sein. Hier kann beispielsweise eine professionelle Beratung weiterhelfen.

Mit Persönlichkeit und Können überzeugen

Am wichtigsten sei, authentisch zu bleiben. Dazu die Expertin: "Schließlich möchten Sie einen Job und ein Unternehmen, das zu Ihnen passt und in dem Sie sich längerfristig wohlfühlen. Das gelingt nur, wenn Sie von Beginn an Ihre Persönlichkeit und Ihr Können in den Vordergrund stellen und damit überzeugen! "

Quellen: Zum BlogbeitragMuster BewerbungsflyerKatharina Hain auf LinkedInAdams Plakat auf Twitter