Trumpf tritt auf die Einstellungsbremse

Der Jobboom in Deutschland flaut ab. Auch bei Trumpf. Trotz Rekordumsatz wappnet sich der Maschinenbauer für schlechte Zeiten und will künftig weniger Mitarbeiter einstellen, obwohl noch offen ist, ob die Krise tatsächlich kommt, schreibt die FAZ.

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Für den Maschinenbauer Trumpf ist Krise nicht gleich Krise. Die Baden-Württemberger unterscheiden drei Stufen: eine Ertragskrise, eine Liquiditätskrise und eine Existenzkrise, bei der nichts mehr tabu ist, um das Überleben des Familienunternehmens zu sichern. Weil sich die Zeichen für eine kommende Krise mehren, bereitet sich Trumpf schon jetzt auf schwierige Zeiten vor, obwohl das Haus gerade auf dem Höhepunkt seines Erfolges steht.

Tatsächlich ist die Lage für das Unternehmen aus Ditzingen bei Stuttgart mit seinen aktuell 13.420 Beschäftigten komfortabel. Mit 3,57 Milliarden Euro feiert es einen Umsatzrekord und musste, um der Auftragseingänge Herr zu werden, in den vergangenen Jahren die Belegschaft monatlich um 100 bis 150 Mitarbeiter aufstocken. Hatte Trumpf noch im laufenden Geschäftsjahr (von Juli 2018 bis Juni 2019) 1.000 Mitarbeiter neu eingestellt, so kündigte das Unternehmen jetzt eine Trendwende bei seiner Einstellungspolitik an.

Der Grund: Beim Auftragseingang sind die Pluszeichen verschwunden. Im April 2018 hatte der Auftragseingang sein Rekordhoch, seitdem sind die Zahlen kontinuierlich gefallen.

Dafür hat Trumpf einen Krisenplan erstellt, der nach dem niederdeutschen Wort für Deichbauer, Koyer, benannt wurde. Sollte es härter kommen, können die Schwaben auf ihre Erfahrung aus der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 zurückgreifen. Damals musste das Familienunternehmen mit einem plötzlichen Umsatzeinbruch von 23 Prozent auf 1,34 Milliarden umgehen, die Mitarbeiterzahl lag damals noch bei „nur“ 7.955. Um Entlassungen zu vermeiden, gab es Kurzarbeit – und der Konzern nutzte die Zeit für die Weiterbildung seiner Belegschaft.

Neben solchen Maßnahmen sollen auch prall gefüllte Arbeitszeitkonten helfen. Bis zu 350 Stunden können Mitarbeiter auf dem Konto ansammeln, das dann geleert werden könnte, wenn Aufträge und damit Arbeit ausbleiben. Erst danach sollen die üblichen Maßnahmen folgen: Nichtbesetzung frei gewordener Stellen, Streichen von Zeitarbeitskräften und Nichtverlängerung von Zeitverträgen.

Quelle: FAZ, 13. Mai 2019, Printausgabe Seite 26