Was bringen Gehaltsangaben im Internet?

Wer wissen will, was man wo verdienen kann, wird heute schnell im Internet fündig. Aber taugen die Angaben auch wirklich für die nächste Gehaltsverhandlung? Die Deutsche Handwerkszeitung hat den Check gemacht.

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Für Korbinian Nagel ist die Sache klar: "Eine Gehaltsverhandlung auf Augenhöhe ist nur dann möglich, wenn Jobsuchende wissen, wie viel sie verdienen können", sagt der Gehaltsexperte bei Stepstone.de. Um Jobsuchenden eine Orientierungshilfe zu geben, veröffentlicht das Jobportal zusammen mit den Stellenanzeigen seit einiger Zeit auch Gehaltsangaben. Ähnlich verfahren auch andere Stellenbörsen wie beispielsweise Indeed. Und auch Bewertungsportale wie Kununu und Glassdoor geben an, was andere Mitarbeitende bei dem jeweiligen Arbeitgeber verdienen.

Vorsicht Fälschung?

Wichtig zu wissen: Es handelt sich bei den genannten Werten nicht um verbindliche Angaben des Unternehmens selbst, sondern um Schätzwerte, die auf freiwilligen, anonymen Angaben basieren. Wer die Plattformen nutzt, wird dazu ermuntert, zu verraten, was er oder sie bei seinem aktuellen Arbeitgeber in der aktuellen Position verdient.

Fälschungen sind möglich

Aber Vorsicht: Auch wenn die Plattformen nach eigenen Angaben alle Werte vor der Veröffentlichung automatisch auf Plausibilität checken, seien Fälschungen möglich, warnt die Deutsche Handwerkszeitung in einem aktuellen Artikel. Bei einem Testlauf habe es weniger als eine Stunde gedauert, bis eine willkürliche und erfundene – wenngleich realistische – Gehaltsangabe durch Kununu freigeschaltet wurde. "Mehr als eine E-Mail-Adresse verlangt die Plattform vom User nicht, es muss nicht einmal eine echte sein", schreibt die Redaktion.

Nicht allein das Jahresgehalt zählt

Für konkrete Gehaltsverhandlungen sind die genannten Spannen in der Regel ohnehin meist zu groß. Nicht selten liegen zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert 50 bis 100 Prozent Differenz. Doch wer mit einer Ansage wie: "Ich möchte 30.000 bis 70.000 Euro pro Jahr verdienen", ins Gehaltsgespräch geht, macht sich lächerlich. Auch Durchschnittswerte sind mit Vorsicht zu genießen, denn die Datenbasis ist bei vielen Jobs unscharf, weil Informationen über das konkrete Stellenprofil fehlen. Weiteres Manko: Über Benefits wie Boni oder Weihnachtsgelder, die Anzahl der Wochenstunden oder Urlaubstage geben die Portale keine Auskunft. Dabei seien gerade diese Parameter entscheidend für die Bewertung und Vergleichbarkeit eines Gehalts, sagt eine Personalerin gegenüber der Deutschen Handwerkszeitung. 

Fazit: Mehr Transparenz beim Thema Gehalt ist aus Bewerbersicht durchaus wünschenswert und hilft, unfaire Pay Gaps zu vermeiden. Der Vorstoß der Portale ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung. Zur Vorbereitung auf Gehaltsverhandlungen sollte man aber auf jeden Fall weitere Quellen zu rate ziehen. Einen guten Überblick über unterschiedliche Verdienstchancen in verschiedenen Branchen, Positionen und Regionen liefert beispielsweise der Gehaltsreport 2022, für den Stepstone und Gehalt.de mehr als 600.000 aktuelle Gehaltsangaben ausgewertet haben.

Quellen: StepstoneDeutsche Handwerkszeitung

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